Liegen bei dir viele Wollreste von verschiedenen Projekte herum, mit denen du nichts anzufangen weisst? In diesem Blog erklärt dir Chiara, unsere interne Woll- und Strickexpertin, wie du mit deinen Wollresten einen neuen Wollknäuel herstellen kannst, um tolle «Scrap Yarn» Projekte umzusetzen, was übersetzt «Wollreste-Projekte» bedeutet. Wenn du Lust hast, aus bereits vorhandenem eine tolle Kreation zu machen, dann hole deine Woll-Reste hervor und lies weiter.
Chiara, welche Wollen kann man kombinieren?
«Wenn ich ein Wollreste-Projekt plane, achte ich mich darauf, dass ich nur die gleiche Art Faser kombiniere. Sprich entweder nur Baumwolle, nur Tierwolle oder nur synthetische Wolle kombiniere, damit sie sich beim Waschen nicht komisch verzerrt, weil die Fasern sich unterschiedlich verhalten. Am besten sammelst du also die verschiedenen Arten von Fasern separat und machst erst dann ein Projekt, wenn du von einer Gruppe genug hast».
Wie viele Reste sind überhaupt «genug» für ein Projekt?
«Ich zähle jeweils weniger als 40 Gramm einer Wolle als Reste, da ich mit 40 Gramm gerade noch einen Sophie Scarf machen kann. Wenn du also ungebrauchte einzelne Knäuel oder Knäuel à 40 Gramm oder mehr herumliegen hast, könnte sich diese Anleitung für dich lohnen. Alle kleineren Mengen, kannst du in dein Zero-Waste Projekt integrieren».
Wie kombinierst du Wollreste, damit du sie mit einer einheitlichen Nadelstärke stricken/häkeln kannst?
«Ich platziere alle Wollreste, die ich habe, zunächst mal vor mir und schaue mir genau an, was ich habe und gruppiere die Reste nach Lauflänge/50 Gramm, wobei ich bei ALPACA SUPERLIGHT noch die Lauflänge von 25 Gramm auf 50 Gramm hochrechne.»
Hier sind die Beobachtungen über meine Wollknäuel:
- Bei mir ist die dickste Wolle, die ich drin haben will, die GLORY Wolle, die 70 Meter Lauflänge auf 50 Gramm hat und ich jeweils mit Nadelstärke 8 mm stricke, respektive mit 6-7 mm häkle.
- Am meisten Reste habe ich von der MERINO 120 Wolle, die 120 Meter Lauflänge auf 50 Gramm hat.
- Weitere Reste sind von MERINO+ (90g/50m), MERINO 150 (150m/50g), MERINO 200 BÉBÉ (200m/50g) und ALPACA SUPERLIGHT (199m/25g, wird hochgerechnet auf 398m/50g)
- Bei wenigen kleinen Knäuel weiss ich nicht mehr, welcher Wollstärke sie entsprechen und schätze sie durch das Vergleichen mit den verschiedenen Merinos ein.
Ich habe also einen bunten Haufen an unterschiedlichen Wollen. Jetzt muss ich sie passend kombinieren.
Wie rechnest oder schätzt du die Wollresten?
«Um nun zu überlegen, wie wir auf eine gemeinsame Wollstärke aus all diesen unterschiedlichen Knäueln kommen, kannst du entweder rechnen, um es genau zu nehmen, oder auch einfach ungefähr abschätzen, was verschiedene Kombinationen mit der Wollstärke machen. Wenn du den Rechenweg gehen willst, dann kannst du unten im Blog nachlesen, wie ich das gemacht habe um einigermassen genau herauszufinden, wie ich welche Wolle mit welcher anderen kombinieren kann. Wenn nicht, kannst du einfach selbst deine Einschätzung machen, oder dir meine Überlegungen abschauen».
Von welcher Wolle gehst du aus?
«Ich habe nach meinen Berechnungen nun zwei Ideen, wie ich einen einigermassen regelmässigen Wollknäuel hinbekomme:
- Die eine Variante wäre, dass ich mich der MERINO+ Wolle anpasse und von ca. 90-100m Lauflänge pro 50g ausgehe. So werden die Reihen mit GLORY, die ein wenig dicker als MERINO+ ist, etwas dichter, aber die Merino 200 Wollen lassen sich gut adaptieren, indem ich jeweils 2 Fäden zusammennehme. Bei der MERINO 120 kann ich ein Faden und bei MERINO 150 zwei Fäden ALPACA SUPERLIGHT dazu nehmen. Die ALPACA SUPERLIGHT kann ich auch alleine nutzen, indem ich jeweils vier Fäden davon zusammenhalte. So haben alle ca. ähnliche Verhältnisse nach den Berechnungen. Da ich einen leichten und luftigen Stoff stricken/häkeln will – und um die dickere GLORY Wolle etwas weicher zu bekommen – nehme ich statt einer empfohlenen Nadelstäke bei MERINO+ von 5.5mm, eher 6 oder 7mm Nadeln zum Stricken, beim Häkeln eher 6mm.
- Die andere Variante ist, alle Wollen so zu kombinieren, dass die der dicksten, also GLORY (70m/50g – gem. Berechnung unten: 1.42 x 100m/g)) entsprechen. Der Vorteil hier ist, dass sicher keine Stelle zu dick oder zu straff wird und ich mit einer grösseren Nadel stricken/häkeln kann und somit schneller vorwärtskomme. Ich schaue also, dass ich auf ca. 1.42 x 100mg/g komme, lasse aber auch Abweichungen zwischen 1.3 bis 1.5 zu, wenn die Farben anders besser passen würden. Hier gilt: Mut zur Lücke! Sprich, wenn Stellen ein wenig abweichen, dann kann das einen schönen Effekt geben. Bei mir heisst das Merino + mit einem, MERINO 120 mit zwei und MERINO 150 mit drei Fäden ALPACA SUPERLIGHT kombinieren. Die MERINO 200 BÉBÉ nutze ich, indem ich drei Fäden zusammenhalte und bei der ALPACA SUPERLIGHT halte ich vier bis fünf Fäden zusammen. Zusätzlich kann ich auch noch die MERINO 150 doppelt nehmen, vielleicht sogar auch die Merino 120, die aber dann etwas dicker ausfallen wird. Ich nutze dafür nun Nadelstärke 8mm für das Stricken und Nadelstärke 6mm für das Häkeln.
Da die zweite Variante etwas leichter ist und wegen der dickeren Nadel schneller geht, nehme ich diese. Du kannst auch noch berücksichtigen, ob du für dein Projekt einer Anleitung folgen willst und schauen, welche Nadelstärke dort empfohlen wird.
Ich mache nun eine Bestandesaufnahme und schaue unter meinen sortierten Wollknäueln, welche mit welchen zusammenpassen. Gerade wenn du Mohair, ALPACA SUPERLIGHT oder sonst eine dünne Kombi-Wolle hast, kannst du auch verschiedene Farben für schöne Effekte kombinieren. Lass deiner Kreativität den freien Lauf».
Folgende Kombinationen kommen bei Chiara vor:
- 3x MERINO 200 BÉBÉ (gleichfarbig oder je zwei und ein Faden einer unterschiedlichen Farbe)
- 2x MERINO 150
- 2x MERINO 120
- 4x ALPACA SUPERLIGHT (4 verschiedene Farben, 4 gleiche Farben)
- 1x MERINO+ mit 1x ALPACA SUPERLIGHT
- 1x MERINO 150 3x ALPACA SUPERLIGHT
- 1x MERINO 120 mit 2x ALPACA SUPERLIGHT
- 2x MERINO 200 BÉBÉ mit 2x ALPACA SUPERLIGHT
- 1x GLORY
- 1x CARPE DIEM
«Ich habe immer mal wieder Reste ohne ALPACA SUPERLIGHT benutzt, die einen glatten Effekt haben und dann wieder dazwischen mit ALPACA SUPERLIGHT, für Abwechslung. Die ALPACA SUPERLIGHT habe ich manchmal mit Merino in passenden Farben kombiniert und andere Male in abweichenden Farben. Grössere Wollreste habe ich auch nochmals in kleinere Teile unterteilt, damit sie mehrmals im ganzen Projekt vorkommen und nicht zu breite Teile in nur einer Farbe entstehen. Wenn du ebenso gerne vorausplanst wie ich, kannst du dir deine Kombinationen schon bereitlegen. So siehst du auch gleich wie die Farben nebeneinander aussehen».
Wie verbindest du die einzelnen Reste?
«Du hast die Wahl, ob du deine Wolle bereits jetzt schon Knäueln willst, oder jeweils wenn ein Faden verstrickt/verhäkelst ist einen neuen anknüpfen willst. Da ich gerne ohne Unterbruch arbeite, mache ich mir jetzt schon alle Knäuel. Nun zum Knopf, der im wahrsten Sinne des Audrucks deine gesamte Arbeit zusammenhält: Der Magic Knot (dt. ‘magischer Knopf’).»
So geht’s:
1. Mach mit dem einen Ende einen einfachen Knopf ca. 5cm vor dem Ende des anderen Fadens und umgekehrt auch, ohne diese schon fest anzuziehen.
2. Ziehe nun vorsichtig an den längeren Enden der beiden Fäden, damit die Knöpfe in der Mitte zusammen rutschen, jedoch ohne dass diese sich öffnen.
3. Nun ziehst du die kurzen Enden ganz fest, ziehst die Knöpfe nochmals zusammen, wenn nötig und schneidest die Enden ganz nahe ab. Beim Abschneiden der kleinen Enden entsteht natürlich nochmals ein kleiner Rest. Damit das Projekt Wahrhaft Zero-Waste ist, sammle ich diese in einem Beutel und nutze sie später einmal, um ein Amigurumi zu füllen.
4. Wenn du eine Vorrichtung zum Knäueln hast, kannst du diese jetzt verwenden um deine Fäden aufzudrehen. Ansonsten lässt sich auch gut um eine leere Toilettenpapierrolle oder ganz von Hand Knäueln. Beachte, dass du beim Knäueln von Hand oder mit einer Toilettenpapierrolle später von aussen nach innen abrollen wirst. Dies bedeutet, dass deine äusserste Farbe die erste in deinem Projekt sein wird. Bei einer Knäuelvorrichtung kannst du das Ende von der Mitte an herausziehen und somit auch die erste Farbe als erstes verstricken/-häkeln.
5. Nun knüpfst du laufend einfach die nächste Farbe an. Ich habe meine Reste in mehrere Knäuel unterteilt, damit ich später immer noch die Reihenfolge ein Stück weit beeinflussen könnte und auch noch kleinere Knäuel gemacht, bei denen ich später gemerkt habe, dass ich sie gerne noch zwischen zwei grösseren einarbeiten möchte.
6. Damit der Effekt der verschiedenen Farben künstlerisch abwechslungsreich aussieht, wenn die Farben gestrickt/gehäkelt sind, kannst du schauen, dass du Fäden von unterschiedlicher Länge nacheinander nimmst, damit gestrickt/gehäkelt der eine Teil mal mehrere Reihen breit nur kurz, wie bei meinem Pullover. Ich habe auch immer darauf geachtet, dass die Farben, die nacheinander kommen, schön nebeneinander aussehen und dass ich auch regelmässig helle und dunkle Farben, sowie blasse und knallige Farben verteile.
6. Das Arbeiten mit dem Magic Knot ist ganz leicht. Dieser Knopf hält extrem gut und ist auch genug klein, um später zu verstricken/verhäkeln. Wenn du jeweils bei einem Knopf ankommst, musst du einfach schauen, dass der Knopf am Schluss auf der Innenseite deines Projektes liegt. Hierzu nehme ich mir jeweils eine Häkelnadel und ziehe den Knopf auf die Innenseite. Von Zeit zu Zeit kann es sein, dass ein Knopf mal wieder nach vorne rutscht, dann ziehst du ihn einfach wieder nach hinten. Nach dem ersten Waschen sollte jedoch dein Projekt die Form behalten.
Welche Projekte eignen sich für Zero-Waste-Projekte?
«Da gestrickt/gehäkelt die Farben bereits das Projekt stark mustern, würde ich eher auf komplizierte Techniken verzichten und glatt rechts stricken, respektive mit festen Maschen bis Stäbchen häkeln. Ich habe hier einen simplen Raglan-Pullover gestrickt. Gehäkelt habe ich ein Beanie, welches ich mit halben Stäbchen jeweils durch das hintere Maschenglied gehäkelt habe. Schau auch, dass du eher zu viel Wolle einplanst, als zu wenig. Lieber machst du noch ein weiteres kleines Zero-Waste Projekt, als dass du am Schluss dann doch für dein Projekt noch mehr neue Wolle kaufen musst.»
Hier haben wir noch ein paar Tipps für passende Anleitungen mit Scrap-Yarn Wolle, die wir bei uns anbieten!
Strickprojekte:
Häkelprojekte
Alle diese Anleitungen kannst du ganz leicht auf deine Zero-Waste-Knäuel anpassen, indem du jeweilige Anweisungen zu Farbwechsel in der Anleitung ignorierst und einfach weiterstrickst/-häkelst. Mach jedoch vor dem Beginn doch noch eine Maschenprobe, um sicherzugehen, dass du genug Wolle hast und deine Probe mit der Anleitung übereinstimmt, oder nimm eine Anleitung mit einer Wolle passender Stärke. Du kannst auch anhand deiner Maschenprobe später ausrechnen, wie du die Anleitung anpassen musst. Du kannst die Probe danach auch wieder öffnen, wenn du diesen Teil deines Knäuels auch verarbeiten willst.
Wir freuen uns zu sehen was du mit deinem Zero-Waste Knäuel machst. Für Fragen oder Anmerkungen, sowie um uns dein Projekt zu zeigen, kannst du uns unter marketing@yarni.ch kontaktieren oder auf Instagram den Hashtag #yarniZeroWaste benutzen.
Chiara von yarni.ch
Wie rechne ich Wollstärken aus, um Wolle zu kombinieren?
Bei MERINO 150 entspricht ein einzelner Faden 150m pro 50g. Wenn ich zwei Fäden MERINO 150 zusammenhalte, verdopple ich die Dicke. Die Lauflänge von zwei Knäueln MERINO 150 bleibt zwar 150m, aber ich habe nun 100g, also doppelt so viel, pro 150m, was bedeutet, dass wenn ich diese Menge auf 50m herunterrechne, erhalte ich folgende Formel:
150 : 2 = 75m/g
Lauflänge/50g : Anzahl Fäden = korrespondierende Wollstärke
Wenn ich zwei unterschiedliche Wollstärken kombiniere, so nutze ich dieselbe Formel, nutze jedoch bei der Lauflänge/50g der Mittelwert der Wollstärken, die ich kombiniere. Die Formel lautet dann:
(Lauflänge Wolle 1 : Anz. Fäden) + (Lauflänge Wolle 2 : Anz. Fäden) = korrespondierende Wollstärke
z.B. 1 Merino 120 und 1 Merino 150 –> 2 Fäden zusammen
((120m : 2) + (150m : 2)) : 2 = 67.5m/g
Wenn wir jedoch eine Merino Wolle mit einer anderen Wolle kombinieren wollen, wie z.B. ALPACA SUPERLIGHT oder Mohair kombinieren, so gehen wir von der Lauflänge pro 50g aus, also doppelt so viel wie ein Knäuel meistens wiegt, damit wir alle verschiedenen Wollen aneinander angleichen. Daher rechne ich zuerst aus, wie viele Fäden es ca. bräuchte, um auf eine Wollstärke von 100m zu kommen und berechne mit dieser Zahl dann die Stärke, die ein Faden auf andere Wolle hinzuaddiert mit einem Dreisatz.
ALPACA SUPERLIGHT: 200m/25g –> 400m/50g; um herauszufinden wie viel dünner dieser Faden als ein 100m/50g Faden ist, rechnen wir 400m/50g : 100m/50g = 4 –> 1 Faden ist also ¼ = 0.25 Mal so breit ein 100m/50g Faden.
LACE: 620m/50g –> ca. 6 Fäden ergeben gerundet 100m/50g) (620 : 6 = 103.3) –> 1 Faden macht ca. 17m/g Wollstärke auf 100m aus (ca. 1/6 von 100)
Bei MERINO 120 wären es 120m/g : 100m/g = 1.2 –> 1 Faden ist also 1/1.2 = 0.83 Mal so breit ein 100m/50g Faden
1 MERINO 120 + 1 ALPACA SUPERLIGHT wären also 0.83 + 0.25 = 1.08 Mal so breit wie ein 100m/g Faden.
Mit diesem Verhältnis können wir nun die Wollstärken miteinander vergleichen. Wenn wir Wolle kombinieren, müssen wir ein wenig Abweichung in Kauf nehmen, aber z.B. 1.08 Mal ein 100m/g Faden mit einem genau 100m/g Faden zusammen zu stricken, macht einen kaum bemerkbaren Unterschied aus. Wäre ein anderer Faden, z.B. MERINO 200 BÉBÉ, 0.5 Mal ein 100m/g Faden breit, und wir würden nach einem 100m/g Faden stricken wollen, so müssten wir 2 Fäden nehmen (2 x 0.5 = 1).
Ich komme also Beispielsweise auf folgende Wollstärken für verschiedene Kombinationen:
Name | m/50g | Anzahl Fäden | Entspricht x Mal 100m/g |
2x MERINO 120 | 120 | 2 | 1.66 |
2x MERINO 150 | 150 | 2 | 1.33 |
4x ALPACA SUPERLIGHT | 400 (200 pro 25g) | 4 | (4 x 0.25) = 1 |
2x MERINO 200 BÉBÉ | 200 | 2 | (2 x 0.5) = 1 |
1x MERINO 120 & 1x ALPACA SUPERLIGHT | 120 & 400 | 2 | 1.08 |
1x MERINO 120 & 2x ALPACA SUPERLIGHT | 120 & 2x 400 | 3 | 1.33 |
1x MERINO 150 & 1x ALPACA SUPERLIGHT | 150 & 400 | 2 | 0.92 |
1x MERINO 150 & 2x ALPACA SUPERLIGHT | 150 & 2x 400 | 3 | 1.17 |
Du schaust damit also, dass du möglichst gleiche Verhältnisse erhaltest, damit die Dicke deiner Wollen nicht zu stark abweicht. 2 Mal ein Faden MERINO 150 und 1 Faden MERINO 120 mit 1 Faden ALPACA SUPERLIGHT liesse sich also perfekt kombinieren.
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